• Zahnkorrekturschiene • Schlafmedizin

Zähne im Schraubstock – Was hilft bei Bruxismus?

Wenn wir sprichwörtlich "die Zähne zusammenbeißen" bringen wir damit deutlich zum Ausdruck, dass wir eine schwierige und anstrengende Aufgabe zu bewältigen haben. Nachdem die Aufgabe erledigt wurde, kann man sich wieder entspannen. Diese, häufig unbewusste körperliche Reaktion auf Stress kann aber zahnmedizinisch zu einem ernsten Problem werden – vor allem das, wenn die Entspannung der angespannten Kiefermuskulatur ausbleibt. Das unbewusste Zusammenpressen von Ober- und Unterkiefer wird als Bruxismus bezeichnet. Das Zähneknirschen oder Kieferpressen, ist eine weit verbreitete und oft missverstandene Störung, die Menschen aller Altersgruppen betrifft. Lesen Sie hier, welche Ursachen Bruxismus haben kann, welche Symptome er hat und wie er behandelt wird.

Was ist Bruxismus?

DentNet, Bruxismus, Zähneknirschen, Zahnschiene, Aufbissschiene

Das altgriechische Wort "βρυγμός" (brugmos) bedeutet soviel wie "knirschen" oder "krachen". Bruxismus bezeichnet demnach das (unbewusste) Knirschen mit den Zähnen oder Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer. Das passiert häufig während des Schlafes auf, kann aber auch im Wachzustand auftreten. Dabei entwickelt die Kiefermuskulatur enormen Druck (bis zu 480 kg/cm²), die auf Zähne und Kiefer einwirken. Zum Vergleich: Bei einem herzhaften Kauvorgang entwickeln Ihre Kiefermuskeln etwa ein Zehntel des Drucks (ca. 48 kg/cm²). Dieser extreme Druck auf die Kiefermuskulatur und die Zähne führt langfristig zu ernsthaften Gesundheitsproblemen. Das Zusammenpressen der Kiefer kann mehrere Minuten anhalten.

Schätzungen zufolge leiden bis zu 31% der Erwachsenen und etwa 14% der Kinder irgendwann in ihrem Leben an Bruxismus. Die Dunkelziffer dürfte allerdings höher liegen, weil vielen Menschen gar nicht bewusst ist, dass sie mit den Zähnen knirschen und sie unbemerkt zusammenpressen. Damit kann Bruxismus durchaus als Volkskrankheit bezeichnet werden. Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind davon betroffen.

 

Welche Ursachen hat Bruxismus?

Die Ursachen von Bruxismus sind vielfältig und umfassen, neben psychologischen auch physiologische Faktoren:

  • Psychologische Faktoren:
    Häufig auftretender Stress und angespannte Lebenssituationen sind wesentliche Ursachen für die Entstehung von Bruxismus. Menschen, die unter hohem psychischen Druck stehen, neigen häufiger dazu, ihre Spannungen durch Zähneknirschen unbewusst abzubauen. Die erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystems während des Schlafs spielt ebenfalls eine Rolle und lässt Betroffene morgens mit Kieferschmerzen aufwachen.

  • Physiologische Faktoren:
    Neben diesen psychologischen Ursachen fördern auch physiologische Faktoren wie Kieferanomalien, Zahnfehlstellungen, neurologische Störungen oder genetische Dispositionen Bruxismus.

  • Medikamente und ungesunder Lebensstil:
    Die wissenschaftliche Forschung vermutet, dass auch einige Medikamente oder ungesund hoher Konsum von Kaffee, Nikotin oder Alkohol das Zusammenpressen der Kiefer fördern. Die Verbindung der Medikamenten-Wirkstoffe mit körpereigenen Botenstoffen (Serotonin, Dopamin und Adrenalin) führen möglicherweise zu einer neuralen Über- oder Unterfunktion, die das Zähneknirschen begünstigen.

Welche Symptome hat Bruxismus?

Die häufigsten Symptome von Bruxismus sind übermäßiger Verschleiß der Zähne, die dadurch schnell überempfindlich auf Temperaturreize reagieren. Schmerzen im Kieferbereich, Kopfschmerzen und Tinnitus sind weitere Symptome. Die starke Beanspruchung der Kiefermuskulatur führt oft zu muskulären Beeinträchtigungen angrenzender Muskeln. Schonhaltungen tun ihr Übriges und verursachen Schmerzen in Kopf-, Nacken- und Schulterbereich. Ohne fachgerechte Behandlung kann Bruxismus zu weiterführenden Zahnproblemen und Erkrankungen des Kiefergelenks führen. Bruxismus kann ebenfalls zu einer Fehlfunktion des Kauapparates, zu einer craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) führen. Lesen Sie dazu unseren Ratgeber-Artikel.

Wie wird Bruxismus behandelt?

Wenn Ihr Zahnarzt seine Diagnose gestellt hat, richtet er die anstehende Behandlung auf Ihre persönliche Diagnose aus. Das beeinhaltet, neben zahnärztlichen Behandlungen auch die Beratung über die Vermeidung der Auslösefaktoren.

Die Behandlung von Bruxismus kann je nach Schweregrad und Ursache sehr unterschiedlich sein:

  • Aufbissschienen: Diese Kunststoffschienen, auch als Knirscherschiene bezeichnet, werden vom Ihrem Zahnarzt individuell angepasst und über die Zähne gestülpt. Sie werden nachts getragen und schützen die Zähne vor Abrieb durch das Zähneknirschen. Außerdem helfen sie, die Kiefermuskulatur zu entspannen.

  • Verhaltensänderungen: Ihr Zahnarzt zeigt Ihnen, wie Sie tagsüber bewusst auf das Knirschen oder Zusammenpressen der Kiefer achten und es so vermeiden können.
    Unser Tipp: Richten Sie auf Ihrem Smartphone eine regelmäßig wiederkehrernde Benachrichtigung ein, die Sie auffordert, auf das Knirschen zu achten oder kleben sie einen farbigen Aufkleber an eine gut sichtbare Position an Ihrem Arbeitsplatz und in Ihrer Wohnung. Immer, wenn Sie ihn sehen, heißt es: "Mund auf!"

  • Stressmanagement-Techniken wie Meditation, Yoga und andere Entspannungsübungen können ebenfalls hilfreich sein, um die Häufigkeit des Bruxismus zu reduzieren.

  • Medikamente: In einigen Fällen können Muskelrelaxanzien wie Botulinumtoxin (Botox) oder Medikamente gegen Angstzustände verschrieben werden, um die Muskeln zu entspannen und Stress abzubauen. Diese werden jedoch in der Regel nur kurzfristig eingesetzt. Dazu ist allerdings die medizinische Beratung eines Fachmediziners notwendig.

  • Physiotherapie: Auch physiotherapeutische Übungen können helfen, die Muskeln des Kiefers zu entspannen und die Beweglichkeit zu verbessern und so die Beschwerden nachhaltig zu lindern.

  • Biofeedback: Bei dieser Methode geben Ihnen elektronische Geräte ein Feedback, wenn Sie wenn Sie ihre Muskeln anspannen. So lernen Sie, die Muskelaktivität bewusst zu steuern.

  • Zahnärztliche Korrekturen: In Fällen, bei denen Bruxismus auf Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers zurückzuführen sind, können zahnärztliche Korrekturen wie Schleifen der Zähne oder kieferorthopädische Maßnahmen notwendig sein.

  • Gesünder leben: Der bewusste, eingeschränkte Konsum von Koffein, Alkohol und Nikotin verbessert nicht nur den allgemeinen Gesundheitszustand; der Verzicht wirkt sich auch positiv auf das Zähneknirschen aus. Die Verbesserung der Schlafhygiene (wie z. B. feste Einschlaf- und Aufwachzeiten) und ein regelmäßige Bewegung sind weitere Maßnahmen, die unterstützend wirken.

Wer übernimmt die Kosten für eine Bruxismus-Behandlung?

Die unterschiedlichen Behandlungsmethoden werden auch in unterschiedlichem Maße von Ihrer Krankenkasse übernommen:

  1. Aufbissschiene: Damit sich Ihre Krankenkasse an den Kosten für eine Knirscherschiene beteiligt, sollte Sie in jedem Fall einen Heil- und Kostenplan erstellen und bei Ihrer Krankenkasse zur Genehmigung einreichen.

  2. Physiotherapie: Wenn Ihnen Ihr Zahnarzt eine begleitende physiotherapeutische Behandlung verschreibt und für notwendig erachtet, übernimmt Ihre Krankenkasse in der Regel die anfallenden Kosten. Informieren Sie sich in jedem Fall vorher bei Ihrer Krankenkasse oder wechseln zu einer Krankenkasse, die die Behandlungskosten für eine Physiotherapie im Rahmen Ihrer zahnärztlichen Behandlung übernimmt.

  3. Medikamente: Die Kosten für Muskelrelaxanzien (Botulinumtoxin) werden in der Regel nicht von Ihrer Krankenkasse übernommen. Bei anderen Medikamenten ist eine Rückfrage bei Ihrer Krankenkasse in jedem Fall sinnvoll.

  4. Zahnersatz: Wird bei der Behandlung des Bruxismus Zahnersatz notwendig, übernehmen die Krankenkassen die Kosten nur in den Grenzen des Festkostenzuschusses. Die Herstellung hochwertigen Zahnersatzes kann durchaus hohe Kosten verursachen, die nicht von Ihrer Krankenkasse übernommen werden. Informieren Sie sich im Vorfeld einer solchen Behandlungsoption gründlich über die entstehenden Kosten.

  5. Zahnzusatzversicherung: Ein Argument für den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung kann die Kostenübernahme einer Bruxismus-Behandlung sein. Sollten Sie bereits eine solche Versicherung abgeschlossen haben, fragen Sie aber in jedem Fall bei Ihrem Versicherungsträger nach.

Fazit:

Eines ist klar: Bruxismus ist eine komplexe Angelegenheit, die zahlreiche Ursachen hat und deswegen unterschiedlichste Behandlungsmethoden benötigt. Er zeigt klar, wie eng unser Körper und unsere Psyche zusammenhängen. Tückisch an Bruxismus ist, dass er in der Regel unbewusst von statten geht und wir nur die Symptome zu spüren bekommen. Bei regelmäßigen Kontrollbesuchen in Ihrer Zahnarztpraxis kann Ihr Zahnarzt rechtzeitig erkennen, ob Sie unter Bruxismus leiden und Sie fachgerecht behandeln. Sollten Sie morgens also häufiger mit schmerzendem Kiefer wachwerden, sprechen SIe Ihren Zahnarzt darauf an.

Hinweis: Dieser zahnmedizinische Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.